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Neue Maschine zwischen Technisierung und Handarbeit – auf hundertstel Millimeter

Rationalisierung und neue Technologien – das riecht nach Personalabbau. In der Lebenshilfe Hamm ticken die Uhren allerdings etwas anders. Die erste computergesteuerte Drehmaschine, die in der Werkstatt in Betrieb gegangen ist, steht für das Gegenteil: „Die Maschine ist bereichernd für unser Arbeitsangebot. Sie dient eher dem Arbeitsplatzerhalt als der Einsparung“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Heinert. Für die Werkstatt ist das neue Gerät ein Quantensprung.

Bisher produzierten Mitarbeiter wie Michael Korte oder Bianca Stratmann kleine Bauteile aus Stahl für die chemische Industrie, den Bergbau und die Bauindustrie mit herkömmlichen Drehmaschinen und einem hohen Maß an Handfertigkeit. Jetzt übernimmt die rund 150.000 € teure Maschine die Präzisionsarbeit, die zunehmend von den Kunden verlangt wird. Wo früher auf einen zehntel Millimeter genau geschnitten oder gefräst wurde, erreicht die Genauigkeit jetzt bis zu einem hundertstel Millimeter.

Korte, Stratmann und den weiteren Mitarbeitern in der Gruppe macht die Arbeit an der neuen Maschine Spaß. „Wir müssen eher bremsen“ sagt Andreas Heinert. Die achtköpfige Gruppe habe sich voll mit ihrem automatischen „Kollegen“ identifiziert. „ Es ist sogar Stolz spürbar, diese Maschine in der Abteilung zu haben“, so Heinert. Für die Programmierung, die letztlich das Produkt bestimmt, sind die Gruppenleiter Wolfgang Bierbaum und Thorsten Otte zuständig. Korte und Stratmann wiederum spannen Material ein und aus, entnehmen die Bauteile, säubern sie und achten auf Oberflächenveränderungen. „ Für uns bedeutet das eine Erweiterung der bisherigen Tätigkeit“ sagt Bianca Stratmann. „Auch wenn die Maschine das Produkt herstellt, erfordert das eine hohe Konzentration.“

Sämtliche Bauteile, die an der Maschine produziert werden, gehen an Unternehmen aus Hamm oder aus der Region. Weil durch die neue Technologie ab sofort höhere Anforderungen bedient werden können, hält Lebenshilfe-Geschäftsführer Andreas Heinert Anfragen neuer Auftraggeber nicht für ausgeschlossen. Die Maximalgrößen in der Fertigung liegen „zwischen 400 Millimeter Länge und 200 Millimeter Breite. Die Produktivität ist fünfmal größer als die einer konventionellen Drehmaschine.

Mit der Automatisierung sei zwar ein neues Zeitalter in der Lebenshilfe angebrochen, doch eine Vollautomatisierung sei keineswegs das Ziel, so Heinert. „Uns geht es nach wie vor um die Teilhabe der Mitarbeiter am Arbeitsleben“, sagt der Geschäftsführer. „Alle Mitarbeiter werden gebraucht, niemand scheidet aus.“

 

Text von Frank Osiewacz, Fotos von Frank Bruse

 

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